Mit dem VW e-Golf, dem elektrischen Ableger des kompakten Bestsellers, sammelt Volkswagen bereits lange wertvolle Erfahrungen im Feld der alternativen Antriebe. Doch der Stromer wurde Anfang 2019 eingestellt und macht Platz für einen legitimen Nachfolger: VW ID.3. Um die Frage, wie das Serienmodell letztendlich heißen wird, rankten sich in den vergangenen Monaten mehrere Mythen. Wie uns der Wolfsburger Konzern schon Ende 2018 mitteilte, handele es sich bei der Bezeichnung "ID Neo" um den Arbeitstitel und nicht die endgültige Bezeichnung für das neue VW-Elektroauto. Mitte Februar wurde schließlich der Name VW ID.3 in Umlauf gebracht - mittlerweile wissen wir, dass dies die endgültige Lösung ist. Bereits seit Anfang Mai, mehr als ein halbes Jahr vor dem Marktstart, können Kunden die VW-Neuheit bestellen. "First Mover" haben die Möglichkeit, u. a. die Launch-Edition "1ST" vorzubestellen und sich per Anzahlung einen frühen Auslieferungstermin zu sichern.
Parallel zur Markteinführung des VW Golf 8 geht mutmaßlich im zweiten Quartal 2020 dann auch die VW-Neuheit ID.3 an den Start, um der Elektromobilität in Deutschland auf die Sprünge zu helfen. Der Produktionsbeginn ist für Ende 2019 terminiert. Dies wird zu einem Zeitpunkt stattfinden, nachdem bereits zuvor (im Verlauf des Jahres 2019) andere deutsche Fabrikate wie Audi E-Tron, Mercedes EQC oder Porsche Taycan ihren Verkaufsstart hingelegen. Der Unterschied: Erst wenn der VW ID.3 in die Showrooms von Europas größtem Autobauer rollt, wächst die Auswahl an Elektroautos auch für Normalverdiener um eine ernsthafte, weil deutlich günstigere Kaufoption aus der Heimat.
Und das ist noch nicht alles: Die Serienversion VW ID.3 bildet die Grundlage für eine ganze Volks-Stromer-Familie. Es sollen nämlich danach im Laufe der Zeit verschiedene Versionen der neuen VW-ID-Reihe erscheinen, die auf ebenso viele verschiedene Bedürfnisse abgestimmt sind. Der Weg der Nomenklatur ist quasi vorgegeben: Kleinere Modelle könnten ID.1 und ID.2 heißen, die größeren ab ID.4 aufwärts. Eine zentrale Rolle kommt der neu entwickelten Technik-Architektur des MEB ("Modularer Elektrifizierungs-Baukasten") zu. Auf ihr werden dann auch die geplanten elektrischen SUV und Limousinen aufbauen sowie ein Kleinbus im Stil des legendären VW Bulli.
Die angestrebte Großoffensive bezieht sich übrigens nicht nur auf die Muttermarke von Volkswagen. Der Konzern möchte bis Ende 2022 nicht weniger als 27 vollelektrische Modelle anbieten, verteilt über das gesamte Markenfeld von VW, Audi, Seat, Škoda und auch dem Sportwagen-Hersteller Porsche.
VW e-Golf: Nachfolger ID.3 auf der IAA 2019 zu sehen
Die Evolution im Automobilbau ist an der Gattung Elektroauto besonders gut zu erkennen: Bei der 2016 vorgestellten Studie VW I.D. Neo reicht bereits ein Blick auf die Komponenten der Karosserie: Weil ein Elektromotor keine Lufteinlässe für die Kühlung benötigt, besitzt das VW-Elektroauto der Zukunft eine glatte Fahrzeug-Front. Schon die E-Modelle von BMW (i3), Tesla (Model 3, Model S, Model X) oder Volvo (Polestar 2) sind dementsprechend konzipiert. Darüber hinaus besitzt der innovative Stromer von VW eine kurze Motorhaube, kurze Überhänge an den Rädern und im Gegensatz dazu einen langen Radstand. Außerdem kommt beim 4,10 Meter langen Öko-Mobil eine höhere Bauweise zum Tragen als zum Beispiel beim Verbrenner-Pendant VW Golf. Kunden, die sich den VW ID.3 kaufen werden, soll der e-Golf-Nachfolger fast so viel Platz bieten, wie das Mittelklasse-Modell VW Passat.
Ein weiteres optisches Charaktermerkmal sind die aerodynamischen Felgen. Sie werden beim serienreifen VW ID.3 wahrscheinlich ähnlich stark verkleidet sein, wie beim 2016 vorgestellten Concept Car. Hintergrund: Weniger Verwirbelungen sorgen für einen geringeren Luftwiderstand - ein wesentlicher Faktor, wenn es darum geht, die Reichweite möglichst hoch zu halten. Das Größen-Design der Außenspiegel des futuristischen Volkswagens könnte diesem Anliegen wohl ebenfalls Folge leisten und im Serienmodell entsprechend kleindimensioniert sein.
Wann bekommen wir den VW ID.3 erstmals serienreif vor Augen geführt? Wie mittlerweile feststeht, wird die Premiere auf der heimischen Bühne der IAA 2019 im September in Frankfurt stattfinden. Wenig später startet dann die Produktion im ersten reinen Elektroauto-Werk von Volkswagen in Zwickau. Dieses ist für eine Fertigung von 1.500 Fahrzeugen pro Tag ausgelegt. Sollte die entsprechende Nachfrage nach dem VW ID.3 und seinen I.D.-Derivaten darüber hinaussteigen, ist die Kapazität an ihrer Grenze. Wie mittlerweile feststeht, wird dann das norddeutsche Emden miteinbezogen und soll zu einer zweiten deutschen Elektro-Produktionsstätte umfunktioniert werden. Auch die Fertigung von Batteriezellen ist für diesen Standort geplant, hierfür hat der Autobauer bereits Fördergelder beim Bund beantragt.
Für eine andere Baureihe des Konzerns gibt es durch diese Planung womöglich Konsequenzen: In Emden wird seit 1977 der VW Passat produziert, die Fertigung dieser Modellreihe soll jedoch 2022 nach Tschechien abwandern. Mitte März sorgte VW-Chef Herbert Diess mit einem klaren Bekenntnis in der Debatte um zukünftige Antriebsarten für Aufsehen und bezeichnete gegenüber der "Welt" den Batterieantrieb als „auf absehbare Zeit die beste und effizienteste Möglichkeit für weniger CO2 im Straßenverkehr“. Wie man sieht, sind die strategischen Pläne bezüglich der Elektro-Offensive bei Volkswagen mittlerweile ausgereift.
VW-Elektroauto ID.3: Technische Daten, Reichweite und Preis
Wie sieht es mit den technischen Eigenschaften des VW ID.3 aus? Wie eingangs geschildert, entsteht das VW-Elektroauto auf dem neu konzipierten Antriebs-Baukasten MEB. Bei der Akku-Leistung soll es Medienberichten zufolge drei verschiedene Ausführungen geben. Wir hatten hinsichtlich dieser Frage mal bei VW vorgefühlt, damals dementierte ein Volkswagen-Sprecher dies jedoch mit den Worten: „Mein Kenntnisstand ist, dass bezüglich der kW-Zahlen, die in den Medien herumschwirren, noch nicht die letzte Messe gelesen ist.“ Dennoch möchten wir Euch diese nicht vorenthalten: Demnach handele es sich um einen Energiegehalt der Batterien in Höhe von 60, 80 und 110 kWh. Geschätzte Leistungsangaben bezüglich der Reichweite belaufen sich auf 330, 450 und gar bis zu 600 Kilometer. Zum Vergleich: Das aktuelle VW e-Golf Facelift kommt in der Praxis auf knapp über 200 Kilometer. Die Ladeleistung des VW ID.3 könne dem Vernehmen nach mit bis zu 125 kW durchgeführt werden.
Der VW ID.3 soll eine elektrische Leistung von 170 PS liefern und das Aggregat direkt an der Hinterachse montiert sein. Optional könnte es eine zweite E-Maschine an der Vorderachse geben, wodurch das VW-Elektroauto zum Allrader wird. Die Getriebe-Funktion übernimmt in der Studie ein stufenloses Eingang-System. Diese wird aller Voraussicht nach auch vom Serienmodell übernommen. Zu den Fahrdaten: Die Höchstgeschwindigkeit beläuft sich Berichten zufolge unabhängig von der Ausführung auf 160 km/h. Die leistungsstärkste Version des VW ID.3 soll die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in rund fünf Sekunden hinbekommen. Was das Großserienmodell kosten wird? Die Preisliste soll vergleichbar sein mit der eines herkömmlichen VW Golf Diesel. Gemäß recherchierten Angaben könnte der Preis für den VW ID.3 bei rund 26.000 Euro beginnen. Bestätigt ist immerhin, dass das Basismodell des ID.3 weniger als 30.000 Euro kosten wird.
VW ID.3 (2019): Infotainment und Assistenzsysteme
Nicht nur der VW Golf 8, der nun wohl erst im Jahr 2020 an den Start geht, erhält eine gründliche Modernisierung im Bereichen Infotainment und Assistenz. Auch sein elektrisches Pendant VW ID.3 wird selbstverständlich mit allen innovativen Features aufwarten, die der deutsche Traditionshersteller aus Niedersachsen zu bieten hat. Wie bei der Studie VW ID Concept dürfte auch beim Serienmodell auf der Windschutzscheibe ein gigantisches Head-Up-Display konfigurierbar sein, das Fahrinformationen und Daten der Navigation visuell bündelt. Außerdem könnte sich Volkswagen den US-Rivalen Tesla zum Vorbild nehmen und den VW ID.3 sogar als permanentes Online-Fahrzeug konzipieren, bei sich eine Reihe von Dienstleistungen über die Cloud abrufen lässt. So winken drahtlose Aktualisierungen auf dieselbe Weise, wie es der amerikanische Elektro-Pionier mit seinen Fahrzeugen praktiziert. Auch das Thema autonomes Fahren spielt beim VW ID.3 mittelfristig eine bedeutsame Rolle: So soll die VW-Elektro-Neuheit um das Jahr 2025 auf Wunsch auch vollautomatisiert vorankommen.