Skoda Kodiaq RS, rot, Oliver Stefani, Chefdesigner, Interview
Foto: Foto: Steffen Jahn für ramp #44

"Fahrzeuge, die nicht so laut sind"

Chefdesigner Stefani verrät: So sieht die Skoda-Zukunft aus

Er verantwortet das Skoda-Design: Im ramp-#44-Interview kündigt Oliver Stefani "Überraschendes" an.

Mladá Boleslav, eine Stadt nordöstlich von Prag. Skodas Designcenter liegt nur wenige Autominuten von einem kleinen Flughafen entfernt. Dort zeigt Chefdesigner Oliver Stefani auf ein Restaurant: "hier isst man gut". Dafür ist jetzt keine Zeit, wir wenden uns den Hangars der kleinen Fluggesellschaft Nisa Air zu. Flugzeuge haben es Stefani angetan. "Das sind schlanke und starke Objekte", sagt er und verrät, dass er gerne im Besitz eines Flugscheins wäre. 

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Solange er den nicht in der Tasche hat, fährt er am Wochenende den Weg zu seiner Familie in Braunschweig mit dem Wagen. Sein nächstes Dienstauto ist ein roter Skoda Kodiaq RS, genau so einen werden wir jetzt waschen und uns dabei über Design unterhalten. Das Skoda-SUV wird auf dem Hubschrauberlandeplatz penibel ausgerichtet. Die Tore der Hangars dahinter bleiben geschlossen. So wird Stefani nicht unnötig von den Flugzeugen und Helikoptern abgelenkt.

Herr Stefani, genau so einen roten Kodiaq RS, wie er hier steht, erhalten Sie demnächst als Dienstwagen. Warum gerade rot?
Weil ich noch nie ein rotes Auto hatte.

Wenn wir schon dabei sind, Braunschweig liegt nicht weit von Wolfsburg, war Ihr allererstes Auto ein Volkswagen?
Ja, es war ein Golf I – Stefani hält kurz inne – Moment! Der war auch rot, das hatte ich ganz vergessen!

War der Golf das erste Auto, das Sie von Hand gewaschen haben?
Nein, das war der Wagen meines Vaters.

Und dafür gab es fünfzig Pfennige?
Leider nicht, es hieß einfach, Junge mach das mal. Das hat der Junge dann auch ganz gerne gemacht auf dem Hof. Mit einem Eimer Wasser und ein paar Lappen.

"Emotional" und "funktional": "Die Marke Škoda wird jetzt anders gesehen als vor zehn oder 15 Jahren", glaubt Stefani.
"Emotional" und "funktional": "Die Marke Škoda wird jetzt anders gesehen als vor zehn oder 15 Jahren", glaubt Stefani.
Foto: Steffen Jahn für ramp #44

Was macht Skoda "sexy"? Chefdesigner Stefani klärt auf

Oliver Stefani greift zu einem Tuch in Škoda-grün und beginnt behutsam, die Flanke des Kodiaq zu säubern. Nebenbei geht es um Woody-Allen-Filme, zur Sprache kommt auch "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten". Wenn das mal kein passendes Stichwort ist.

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Wie sexy ist ein Škoda?
Sexy ist etwas, was einen begehrenswert macht. Bei Škoda ist das eine Mischung aus den Themen Funktionalität und Emotionalität. Anders als früher, als das Thema Funktionalität im Vordergrund stand, wollen wir beide Themen gleichwertig nebeneinandersetzen. Da hat sich ja auch schon manches getan, die Marke Škoda wird jetzt anders gesehen als vor zehn oder 15 Jahren.

Bleibt da noch Platz für "simply clever"?
Natürlich, "simply clever" wird ein ganz wichtiger Begriff für Škoda bleiben. Im Design reden wir außerdem von "simply surprising", das kam mit neuen Designlösungen, die man uns gar nicht zugetraut hatte. Bei diesem Kodiaq RS hat die Sportlichkeit sehr sensibel Einzug gehalten. Spezielle Räder oder rote Bremssättel fallen elegant aus, bleiben aber dezent. Deswegen möchte ich den Begriff "smart understatement" ins Spiel bringen. Wir machen Fahrzeuge, die nicht so laut sind. Es ist alles ein bisschen zurückhaltend. Wie ein gut geschnittener Anzug.

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Waschen Sie jedes Modell ab und zu von Hand?
Ehrlich gesagt, wasche ich unsere Autos nicht so oft. Aber natürlich beschäftige ich mich mit der Oberfläche, mit den Formen. Wenn ich über das Fahrzeug streiche, ist das eine sinnliche Erfahrung. Ich fühle, was perfekt ist und was noch Arbeit braucht. Anschauen reicht nicht, man muss es auch fühlen. Deswegen arbeiten wir im gesamten Designprozess nicht nur mit digitalen Prozessen, sondern auch weiterhin mit Modellen.

Erfühlen Sie ein Auto mit geschlossenen Augen?
Das ist am allerbesten! Ob Flächen gut sind, ob Linien gut laufen, genug Spannung haben, das kann man sehr gut mit der Hand erfühlen.

Wie lässt sich die Emotionalität erhöhen?
Wir entwickeln Bestehendes in eine neue Richtung. Wir werden das Emotionale auch in den Flächen noch erhöhen. Zum Beispiel diese Fronthaube. Wenn ich hier drüberstreiche, fühlt sich das gut an, aber der Powerdome in der Mitte könnte auch höher ausfallen. Das erhöht die Spannung. Ich könnte diese ganze Haube mit noch mehr Emotionalität ausstatten, indem ich mehr 3D reingebe. Das heißt, dass wir mehr mit Licht und Schatten spielen. In Zukunft werden wir diesen Weg gehen.

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Auffallend sind die Scheinwerfer.
Wir nutzen das Tagfahrlicht, um jedem Auto bereits am Tag eine ganz prägnante und individuelle Aussage zu geben. Wichtig ist für mich erstens, dass man das Auto als Škoda erkennt. Der zweite Punkt ist, dass man weiß, um welchen Škoda es sich handelt, OctaviaKodiaq, Karoq und so weiter. Die Kunden wollen ein unverwechselbares Produkt besitzen.

Wie kann man die Designsprache von Škoda beschreiben?
Unsere Design-Kriterien sind ganz eindeutig. Schauen Sie sich die lange Linie an der Seite an. Wir sprechen von der Wingline, die sich von der Heckleuchte bis zur Frontleuchte durchzieht. Sie hat einen Abschwung in der Mitte und einen Aufschwung über den Rädern, die gut zu den Radhäusern passt. Die Radhäuser werden betont, aber auch die Länge des Fahrzeuges und seine Eleganz. Alles wirkt sehr ruhig. Wir setzen eben keine Seitenlinie ein, die eine scheinbare Dynamik herstellt. Dynamik wird bei Škoda über das Lichtspiel erzeugt oder wie bei dem RS über die schwarzen Beplankungsteile.

"Ehrlich gesagt, wasche ich unsere Autos nicht so oft. Aber natürlich beschäftige ich mich mit der Oberfläche, mit den Formen."
"Ehrlich gesagt, wasche ich unsere Autos nicht so oft. Aber natürlich beschäftige ich mich mit der Oberfläche, mit den Formen."
Foto: Steffen Jahn für ramp #44

Elektroauto-Neuheit von Skoda? "Wir werden etwas sehr Überraschendes vorstellen"

Stichwort Elektromobilität, was bedeutet das für einen Designer?
Wir werden mit der Elektromobilität Škoda neu interpretieren. Es gibt doch nichts Besseres, als immer wieder vor neue Aufgaben gestellt zu werden. Das fördert unsere Kreativität. Wir werden bei Škoda etwas sehr Überraschendes vorstellen.

Es bleibt aber ein Škoda?
Kein Kunde wird daran zweifeln. Wir achten angesichts der langen Tradition von bald 125 Jahren darauf, dass wir manche Dinge nicht zu schnell opfern, nur um anders sein zu wollen.

Als Sie 2017, nach 15 Jahren bei Volkswagen, gefragt wurden, zu Škoda zu gehen, haben Sie sofort zugesagt.

Stimmt, da gab es kein Zögern. Ich glaube, dass die Marke zu mir passt, und ich zur Marke.

Was gab es für Sie als Erstes zu tun?
Ich habe die Front des Vision X überarbeitet. Das musste ganz schnell gehen. Wenn ich die Studie jetzt im Vergleich zu anderen Fahrzeugen sehe, glaube ich, dass wir es richtig gemacht haben. Das Auto sieht breiter aus, erwachsener. Es hat all die Attribute, die wir uns gewünscht haben. Das drückt sich ganz besonders über die Front aus.

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Wie wird ein Škoda in 15 Jahren aussehen?
Oft reden wir vom "Start of Production". Wir dürfen aber das "End of Production" nicht aus den Augen verlieren. So um die acht Jahre muss ein Auto im Angebot bleiben. Wir denken jetzt über Fahrzeuge nach, die bis 2030 gebaut werden. Wir können nicht wissen, was bis dahin geschieht. Aber wir müssen beim Design so große Sprünge machen, dass es auch dann noch modern wirkt. Dabei ist das Bauchgefühl ganz wichtig.

Wo holen Sie Ihre Designideen her?
Ich finde Inspiration überall, nicht nur bei Autos. Architektur, Mode, Boote und natürlich Flugzeuge – überall gibt es viele formale Überschneidungen. Auf Reisen nehme ich mir gerne eine Stunde Zeit, setze mich an den Straßenrand und beobachte den Verkehr. Ich sehe, was für Leute welche Autos fahren. Wie wirken die in dieser Umgebung? Oder wie wurden die Fahrzeuge konfiguriert? Passen sie ins Straßenbild? Ich bemerke zum Beispiel, dass viele Leute Wert darauf legen, größere Räder zu kaufen, um ihr Auto noch ein bisschen zu verschönern. Dabei gibt es für die Räder eine bestimmte Größe, die nicht überschritten werden sollte.

Und wann erholen Sie sich?
Das ist mir auf der ostfriesischen Insel Juist gelungen. Da hat nur der Doktor ein Auto.

Skoda-Chefdesigner Oliver Stefani
Foto: Steffen Jahn für ramp #44

Das ideale Terrain für den Skoda Kodiaq RS? Die schottischen Highlands

Sie waschen gerade sehr gründlich das Emblem vorne an diesem Škoda, was soll es darstellen?
Das Logo ist ja schon sehr alt, es stammt aus den 20er-Jahren. Wer genau hinschaut, erkennt den Indianerschmuck. Darunter ist ein Pfeil erkennbar. Das war damals sehr en vogue. Dieses Indianische stand für Freiheit und Abenteuer. Das Logo wurde dann mit den Jahren weiterentwickelt.

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Über Emotionen des Fahrzeugs haben wir gesprochen. Wie ist das mit Emotionen bei Ihnen, wenn Ihr Design gelobt oder auch kritisiert wird? Nimmt man das persönlich?
Man nimmt das immer persönlich. Als Designer steckt man so viel Seele und Herz in diese Autos, dass man sowohl Lob als auch Kritik sehr auf sich bezieht. Hunden sagt man nach, dass sie sich ihrem Herrchen anpassen. Autos passen zu dem Charakter ihres Designers. Und so kritisiert man immer auch die Person, die dahinter steht. Aber das macht unser großes Engagement aus.

Und wenn gar nichts gesagt wird?
Wenn ein Auto jemanden kalt lässt, ist dies das allerschlimmste. Es ist fast ein Todesstoß.

Dann schnell ein Themenwechsel: Wohin soll die Reise gehen mit Ihrem neuen Skoda Kodiaq?
Mit diesem Auto würde ich gerne einmal in die Highlands fahren, also nach Schottland. Da war ich noch nie, habe aber sehr viele schöne Landschaftsbilder gesehen. Dieser Škoda ist gerade für so eine Reise sehr gut geeignet.

Und dann darf er auch ein bisschen dreckig sein?
Wenn er zurückkommt, dann schon.

Interview: Michael Petersen /„ramp #44“