Liebe Driven!-Leser, "Facelift radikal" – so haben wir letzte Woche in diesem Newsletter getitelt und uns damit auf die ungewöhnlich umfassende Modellpflege des Audi A4 bezogen. Grundsätzlich ging es uns aber insbesondere auch darum, einen möglichen Trend zu umreißen, der demnächst Schule machen könnte: Nämlich die Bereitschaft der Autohersteller, schon bei der Überarbeitung einer Baureihe nicht nur die übliche punktuellen Anpassungen zu betreiben, sondern auch grundlegende Änderungen vorzunehmen, sofern bestimmte Faktoren – beispielsweise enttäuschende Verkaufszahlen oder die Anforderungen von Euro 6d-TEMP – solche Nachbesserungen notwendig erscheinen lassen. Fest scheint zu stehen: Einige eherne Regeln der Autowelt stehen derzeit offenbar auf dem Prüfstand – was natürlich nicht nur die Facelift-Praxis betrifft. Beben und Erschütterungen Freilich lässt sich der Auslöser für diese Betriebsamkeit kaum auf eine einzige Ursache reduzieren. Vielmehr ist die Gemengelage in der Branche ebenso vielschichtig wie unübersichtlich. Derzeit ist es schlicht kaum vorauszusehen, wohin sich das Konzept der persönlichen Mobilität entwickeln wird. Ob das eigene Auto auf diesem Gebiet auch in Zukunft noch als eherner Goldstandard gelten wird, erscheint zumindest fraglich. Eng verwoben sind diese Überlegungen natürlich mit dem Wunsch, den globalen Schadstoffausstoß lieber heute als morgen möglichst weitgehend zu reduzieren. Im Epizentrum dieser seismischen Verschiebung befinden sich bekanntlich insbesondere die einst so erfolgsverwöhnten deutschen Auto-Giganten, denen mit einem EU-Kartellverfahren über mutmaßlich illegale Absprachen zur Abgasreinigung demnächst neuer Unbill ins Haus steht. Im Falle einer Verurteilung drohen empfindliche Milliardenstrafen – und natürlich ein weiterer Imageschaden. Und zumindest bei BMW ist der finanzielle Effekt dieser möglichen Sanktionen schon heute schmerzhaft spürbar. Gefährliche Gratwanderung Die Schlagzeilen über die derzeit höchst angespannte wirtschaftliche Gesamtlage beim bayerischen Autobauer wird nur wenigen entgangen sein. Ganze 310 Millionen Euro Verlust musste man für das erste Quartal 2019 verzeichnen – nicht zuletzt, weil man sich im Gegensatz zu VW und Daimler vorsorglich zur Bildung einer Rückstellung für eine mögliche EU-Strafe entschloss. Hinzu kommen gestiegene Rohstoffkosten und Investitionen in neue Technik und Modelle. Immerhin: In dem gestiegenen Absatz will Vorstandschef Harald Krüger erkennen, dass man sich für die Zukunft auf dem richtigen Weg befindet. Die Hoffnung setzt er in neue Modelle – wobei sicherlich nicht zuletzt der dritten 1er-Generation eine gewichtige Rolle in der angestrebten Wende zukommen soll. Denn gerade in der volumenstarken und daher hartumkämpften Kompaktklasse lassen sich auf dem europäischen Markt noch immer ausgezeichnete Gewinne erzielen. Helfen soll dabei insbesondere ein gezielter Traditionsbruch, der sich für BMW-Enthusiasten eigentlich wie ein ausgemachtes Sakrileg ausnimmt: Nämlich die Umstellung von Heck- auf Frontantrieb, die sowohl eine Kostenersparnis bei der Produktion als auch ein besseres Platzangebot verspricht und sich schon beim SUV X1 als Erfolgsrezept erwies. Ein Stück weit, soviel steht fest, wird der BMW 1er somit ein ganz normaler Kompakter. Reicht das, um den Bayern wieder auf die Erfolgsspur zu helfen? In unserem Check sind wir dieser Frage nachgegangen. Eine schöne Woche wünscht, | |