- zahlreiche Komfort-Optionen
- erstklassiges Design
- starke Motoren
- Mercedes-übliche Preise
- relativ durstige Plug-in-Hybride
Es ist klar, dass die neue, Mitte 2023 erschienene E-Klasse gemäß den Ansprüchen von Mercedes-Benz als Spitzenmodell ihrer Art gelten sollt. Kann die aktuelle Generation jedoch die Erwartungen ihrer potenziellen Kunden erfüllen?
Luxus-Komfort auf Wunsch
Auto-Enthusiasten und Ingenieure dürften sich einig sein: Die neue E-Klasse ist wieder einmal eine Meisterleistung, eine kleine S-Klasse, die auf Wunsch mit allem ausgestattet ist, was Mercedes derzeit zu bieten hat. Beispielsweise gibt es einen digitalen Fahrzeugschlüssel, mit dem sich die E-Klasse allein über Handy oder Apple Watch starten lässt. Bei der neuen, kostenpflichtigen Klimatisierungsautomatik Thermotronic verstellen sich die Lüftungsdüsen automatisch mittels zwei kleiner elektrischer Antriebe, was Mercedes als Digital Vent Control bezeichnet. Es gibt auch ungewöhnliche Features wie ein Anti-Reisekrankheits-Programm, das beim Beifahrer entsprechende Symptome lindern oder verhindern soll.

Das Komfort-Niveau ist also ungemein hoch, besonders wenn man das optionale Technik-Paket bestellt, das ein Luftfederfahrwerk (Airmatic) und die Hinterachslenkung umfasst. Die Airmatic sorgt dafür, dass die Insassen selbst über raue Straßen glatt hinwegschweben, während die Hinterachslenkung eine beeindruckende Agilität gewährleistet. Vor allem in engen Kurven, etwa in Parkhäusern oder beim Rangieren, fühlt sich die fast fünf Meter lange Limousine wie ein Kompaktwagen an.
Die Sprachsteuerung MBUX war bereits eine der besten auf dem Markt. Neu ist jetzt die Möglichkeit, sogenannte Routinen zu erstellen. Das bedeutet, dass man Bedingungen und Aktionen verknüpfen kann. Beispielsweise lassen sich Befehle geben, nach denen die E-Klasse beim Unterschreiten einer gewissen Temperatur die Sitzheizung und die Farbe der Ambientebeleuchtung kombiniert, ein- und ausschaltet und regelt. Außerdem gibt es jetzt die "Just Talk"-Funktion. Damit reagiert das System auf jede gesprochene Anweisung, ohne dass man zuvor "Hey Mercedes" sagen muss. Vergisst man jedoch, diese Funktion zu aktivieren, kann das schnell störend werden.
E-Klasse bleibt sich im Design treu
Die neue E-Klasse vermittelt einen vertrauten Eindruck, was beabsichtigt ist, damit sie sofort als Mercedes-Limousine erkennbar ist. Der verlängerte Radstand (um 2,2 cm auf 2,96 Meter) und die gestreckte Motorhaube, die die Fahrerkabine weiter nach hinten versetzt, verleihen dem 4,95 Meter langen Viertürer eine dynamische Erscheinung. Das traditionelle Drei-Box-Design bleibt der Maßstab für ausgewogene Proportionen und lässt die meisten SUVs im Vergleich schlicht und unförmig wirken.
Ohne Hybrid geht nichts mehr
Mercedes setzt bei den Motoren ausschließlich auf Mildhybrid-Verbrenner oder Plug-in-Hybride. Diese sind wahlweise mit reinem Hinterradantrieb, optional zuschaltbarem Vierradantrieb oder serienmäßigem Allradantrieb ausgestattet und verfügen in jedem Fall über Turbounterstützung sowie die bekannte Neungang-Automatik. Besonders überzeugend wirkt die preisgünstige Basisversion, der E 200 mit 204 PS (ab 61.999 Euro). Dank der sorgfältigen Geräuschdämmung ist der Zweiliter-Vierzylinder im Innenraum kaum wahrnehmbar und dringt höchstens bei energischem Beschleunigen gelegentlich durch.

Für Vielreisende und Sparsame bleibt der E 220d mit 197 PS (ab 64.319,50 Euro) die bevorzugte Wahl. Der etwas rau laufende Dieselmotor wird wie alle Mildhybrid-Modelle von einem Elektromotor mit 23 PS unterstützt, der zusätzlich zu den 440 Nm des Verbrenners weitere 205 Nm liefert. Dies erleichtert das Anfahren und Beschleunigen und reduziert den Verbrauch, der zwischen 4,8 und 5,5 Litern liegt. Der E 220d ist auch mit Allradantrieb erhältlich. Insgesamt zeigt der Diesel, dass er für Vielfahrer nach wie vor die beste Wahl ist.
Neben den beiden Mildhybrid-Verbrennern bot Mercedes für die Testfahrten auch zwei Plug-in-Hybride in verschiedenen Ausführungen an: den E 300e (ab 70.091 Euro) mit Hinterrad- oder Allradantrieb sowie den E 400e (ab 79.849 Euro), der mit einer Gesamtleistung von 382 PS derzeit das Topmodell der neuen E-Klasse darstellt. Die Plug-in-Hybride zeichnen sich im Vergleich vor allem durch ihre große elektrische Reichweite aus, die Mercedes bei allen Modellen mit 95 bis 109 Kilometern angibt. In der Praxis bedeutet das eine tatsächliche Elektroreichweite von 70 bis 80 Kilometern, was mehr als ausreichend ist für den täglichen Gebrauch außerhalb von Langstrecken. Durch das Aufladen zuhause oder bei der Arbeit besteht hier im Gegensatz zu vielen anderen Plug-in-Hybriden mit realen Reichweiten von 30 oder 40 Kilometern die Möglichkeit, wochen- oder sogar monatelang rein elektrisch zu fahren, ohne Reichweitenangst haben zu müssen.
Umweltschonend - und trotzdem durstig?
Eine Kehrseite jedes Plug-in-Hybriden ist der erhöhte Kraftstoffverbrauch aufgrund des zusätzlichen Gewichts der beiden Antriebe. Außerdem sollte man bedenken, dass selbst der E 400e trotz seines Beschleunigungswerts von 0 auf 100 km/h in 5,3 Sekunden kein Sportwagen ist. Bei sportlicher Fahrweise kann man feststellen, dass das Zusammenspiel der beiden Systeme unter Volllast nicht immer reibungslos verläuft.
Beeindruckendes Fazit
Die ausgezeichnete Fahrtkomfort, großzügige Platzverhältnisse besonders auf den äußeren Rücksitzen, das hohe Sicherheitsniveau und die vielfältigen Ausstattungsoptionen machen auch diese E-Klasse zur echten Businesslimousine. Tatsächlich ist den Stuttgarter Autobauern damit wieder ein Meisterstück gelungen, das 2024 zu den Spitzenmodellen seiner Liga gehört. Für Kunden, die noch mehr Luxus wünschen, ist die S-Klasse die passende Wahl, besonders wenn ein Chauffeur benötigt wird.