Liebe Driven!-Leser, "Facelift für den Audi A4" – diese und ähnliche Meldungen werden zuletzt nahezu jedem begegnet sein, der sich auch nur im Ansatz für die Edelmarke aus Ingolstadt interessiert. So weit, so unspektakulär, mag man sich da denken. Fragt sich: Warum ist das eigentlich so? Schließlich entstammen die für die Überarbeitung einer Modellreihe gängigen Kunstbegriffe letztlich dem Marketing-Jargon der Hersteller und bedeuten zunächst eigentlich nichts weiter, als dass auf die ein oder andere Weise Hand an ein bestehendes Modell angelegt wurde. Auf welche Art und in welchem Ausmaß das passiert, kann mit einem lapidaren Begriff kaum umschrieben werden. Fest steht: Ein verbindliches Regelwerk, in dem die Anforderungen eines ordnungsgemäßen Facelifts nach DIN-Standard niedergelegt sind, gibt es (noch) nicht. Was aber zugleich nicht bedeutet, dass nicht doch wenigstens ungeschriebene Regeln dafür existieren, wie sich eine solche "Produktaufwertung" (so die VW-Bezeichnung) in der Praxis normalerweise ausnimmt. "Behutsame Modellpflege" Da kommen wir wieder zur allgemeinen Erwartungshaltung, die sich ja, wie schon erwähnt, in erster Linie aus dem üblichen Verhalten der Hersteller speist. Und die interpretieren ein Facelift doch meist sehr begriffsgetreu, will heißen: kosmetisch. Hier ein neues Paar LED-Leuchten, da und dort etwas an der Linienführung der Karosserie justiert – fertig. Zumal sich heutzutage gerade bei den inneren Werten recht einfach die Möglichkeit eröffnet, durch das ein oder andere Upgrade im Bereich Elektronik und Infotainment bei der auf diesem Gebiet immer verwöhnter werdenden Kundschaft zu punkten. Klar: Ein Display, das vor drei Jahren noch topmodern und hochaufgelöst erschien, kann heutzutage schon wie ein Relikt aus grauer VGA-Vorzeit anmuten. Und je mehr die omnipräsenten Smartphones auch im Auto Einzug halten, desto weniger deutlich werden die Marken ihre Modellauffrischungen auf die technische Evolution ihrer Erfolgsmodelle fokussieren und in puncto Optik allenfalls an ein paar Details schleifen. Also Facelift-Business as usual? Revolution statt Evolution? Derzeit lohnt es sich durchaus, etwas genauer hinzuschauen. Denn wie derzeit so vieles in der Autowelt, ist auch die Praxis der Modellpflege im Wandel. So ist es beispielsweise keine Seltenheit mehr, dass man auch abseits der geplanten Auffrischungszyklen einen kompletten Motor austauscht – zuletzt geschehen beim Hyundai Tucson, dessen kleiner Diesel mit einer Hybrid-Unterstützung versehen wurde. Nicht zuletzt hat diese emsige Betriebsamkeit natürlich mit der notwendigen Umstellung auf die Euro-6-Standards zu tun. Trotzdem zeigen solche Entwicklungen durchaus auch, dass man auf Herstellerseite bereit ist, auch jenseits kosmetischer Kleinigkeiten umfassender nachzujustieren, wenn eine solche Operation am laufenden Modell geboten erscheint. Womit wir auch noch halbwegs elegant zum Ausgangspunkt unserer Betrachtungen zurückkommen, nämlich zum Audi A4. Die zuletzt arg gebeutelten Ingolstädter haben sich bei ihrem einstigen Volumenmodell nämlich zu einer Modellpflege entschlossen, die in ihrer Radikalität ihresgleichen sucht. Die vielstimmige Kritik und die enttäuschenden Verkaufszahlen waren der Anlass für diesen Schritt. Ob diese Schocktherapie in der Premium-Mittelklasse erfolgreich sein wird? Das könnt Ihr unserem Vorab-Check entnehmen. Und wer weiß? Vielleicht macht diese Entwicklung Schule. Dann wird vielleicht bald die Ankündigung eines Facelifts wieder für echte Spannung sorgen. Eine schöne Woche wünscht, | |