Liebe Driven!-Leser,
Wollte man den Beziehungsstatus der deutschen Autoindustrie zum Elektroauto möglichst griffig definieren, könnte man sich auf die Facebook-typische Formel "es ist kompliziert" verständigen. Keine Frage: Zu lange wurde das Thema "Zukunftsmobilität" hierzulande allzu stiefmütterlich behandelt. So kam es, dass man auf diesem Gebiet lange von Emporkömmlingen wie Elon Musks Tesla vor sich her getrieben wurde. Erst seitdem zahlreiche Diesel- und Abgasskandale regelmäßig die Schlagzeilen beherrschen und man in der ganzen Sache zudem eine äußerst unrühmliche Hauptrolle spielte, musste man gezwungenermaßen umdenken. Freilich stecken die Bemühungen vielerorts noch in den Kinderschuhen, während Tesla aller Skandale zum Trotz weiterhin vorangeht und neben dem potentiell massentauglicheren Model 3 unlängst sogar noch das Model Y vorstellte.
Überspitzung, Übertreibung?
Es lässt sich natürlich trefflich darüber diskutieren, ob es Tesla wirklich langfristig gelingt, der schieren Macht der deutschen Autoindustrie zu widerstehen – insbesondere, wenn man bedenkt, dass es dem flamboyanten CEO der Kalifornier bisweilen mit einem lapidaren Tweet im Alleingang gelingt, die Tesla-Aktien auf einen Sturzflug zu schicken. Vorerst sieht es aber kaum danach aus, als würden die Karten in nächster Zukunft neu gemischt. Und auch wenn man hierzulande inzwischen beeindruckende Summen in Neuentwicklungen und Innovationen investiert, braucht man derzeit vor allem eins: nämlich Zeit. Die man wiederum nur bedingt hat. Denn inzwischen nimmt auch der hiesige Markt merklich Fahrt auf, was sich trefflich an den taufrischen Zahlen ablesen lässt: Im März erreichten die Neuzulassungen von Elektroautos einen neuen Rekordwert. 6.616 vollelektrische Pkw fanden laut Kraftfahrt-Bundesamt einen neuen Besitzer, was eine Steigerung von satten 75 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat bedeutete. Bedenkt man weiterhin, dass Tesla sich im ersten Quartal dieses Jahres mit einer Zuwachsrate von phänomenalen 440 Prozent mit einigem Recht als strahlender Gewinner bezeichnen darf, lässt sich unschwer erkennen, wer im Rennen um die Elektro-Vorherrschaft derzeit die Nase vorn hat.
Gegenstandslose Zahlenspiele?
In der Gesamtschau natürlich schon. Denn auch wenn dieselbe Statistik bei VW im März bei den Neuwagen im selben Zeitraum einen Verlust von zwei Prozent verzeichnet, bleiben die Wolfsburger mit 163.415 Neuzulassungen insgesamt weiterhin der Platzhirsch auf dem deutschen Markt. Der weitere Ausgang dieses ungleichen Duells wird wohl nicht zuletzt davon abhängen, wie schnell und wie weitreichend sich die Stromer in Deutschland durchsetzen. Klar: Chinesische Verhältnisse stehen uns wohl in den nächsten Jahren noch nicht ins Haus – dort wurden 2018 bekanntlich beachtliche zwei Millionen Elektroautos verkauft, was mehr als die Hälfte des weltweiten Gesamtabsatzes bedeutet. Gleichwohl erzeugt gerade die Wichtigkeit dieses Marktes für alle Hersteller – wohlgemerkt nicht nur für die Deutschen – eine nicht unerhebliche Drucksituation: Sie müssen, wenn sie schon nicht gleich liefern, wenigstens zeigen, dass das Thema "Elektromobilität" ganz oben auf ihrer Agenda steht.
Wir haben uns diese Woche mal angesehen, welche Stromer-Neuerscheinungen uns 2019 ins Haus stehen – und dabei natürlich auch untersucht, welche Asse die heimischen Hersteller in diesem Jahr noch im Ärmel haben.
Eine schöne Woche wünscht, |
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