Autokauf, Ratgeber, Tipps, Frau am Steuer
Foto: Pro Motor/SP-X

Neuwagen oder Gebrauchtwagen?

Auto kaufen: Was Ihr unbedingt beachten müsst

Ob Neuwagen oder gebraucht: Der Autokauf ist ein besonderes Ereignis. Worauf muss man achten? Wir haben wertvolle Tipps.

Auch wenn sich die deutsche Autoindustrie derzeit einem schweren Sturm ausgesetzt sieht: Abseits der konjunkturellen Situation in der Branche hat sich die Kaufbereitschaft der Deutschen auch im Jahr 2018 erhöht. Die Menschen geben nämlich hierzulande immer mehr Geld für den Autokauf aus. In Neuwagen wurde im Schnitt ein Betrag von 31.130 Euro investiert, wie der Jahresreport der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) schildert. Bereits im Jahr zuvor wurde diesbezüglich ein Rekord vermeldet, als die Investitionen 2017 einen neuen Spitzenwert von 30.250 Euro erreicht hatten und erstmals über die 30.000-Euro-Marke geklettert waren.

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Nicht nur in der Sparte Neuwagen wurde von den Verbrauchern mehr Geld locker gemacht, was nicht zuletzt natürlich an den steigenden Preisen zahlreicher Modellreihen lag. Auch bei Gebrauchtwagen stiegen die durchschnittlichen Investitionen von vormals 11.430 Euro auf nunmehr 11.780 Euro pro Gebrauchtwagen-Kauf. Hierbei machte es einen großen Unterschied, wo das Fahrzeug gekauft wurde: Auf dem Privatmarkt wurde im Schnitt weniger bezahlt (7.730 Euro) als im freien Handel (7.890 Euro). Wie nicht anders zu erwarten, wurde das meiste Geld für Autos aus dem Markenhandel auf den Tisch gelegt (15.610 Euro), da es sich hier in der Regel nur um Fahrzeuge jüngeren Alters handelt. Die inflationäre Entwicklung seit dem Jahr 2009 verdeutlicht ein Blick in die Statistik: Vor zehn Jahren lag der durchschnittliche Neuwagen-Preis noch bei 22.520 Euro, während für einen Gebrauchten durchschnittlich 8.590 Euro fällig wurden. 

Egal ob Neuwagen oder Gebrauchtwagen: Deutsche greifen beim Autokauf immer tiefer in die Tasche.
Egal ob Neuwagen oder Gebrauchtwagen: Deutsche greifen beim Autokauf immer tiefer in die Tasche.
Bild: ACE/SP-X

Soweit die zeitgenössische Entwicklung. Wer sich einen Neuwagen anschaffen möchte, oder ein Auto gebraucht kaufen, der sollte auf gewisse Dinge achten. Hier gibt's Tipps in unserer Autokauf-Beratung:

Phase 1: Vorbereitung zum Autokauf

Fahrzeugwahl: Zuallererst geht es einmal darum, sich Gedanken über das passende Gefährt zu machen. Hat man nicht von vornherein ein bestimmtes Modell im Auge, stellt sich die Frage nach der richtigen Größe. Hier bieten sich einige unterschiedliche Optionen an: City-Car, Kleinwagen, Kompaktklasse, Mittelklasse, Oberklasse, Sportwagen, Cabrio oder SUV. Natürlich sollte man da vor allem den Alltag miteinbeziehen: In Städten bzw. urbanen Gebieten lohnt sich manchmal eher das kleinere Fahrzeug. Darüber hinaus geht es schließlich um Charakterzüge wie Lackierung oder die Beschaffenheit unterhalb der Karosserie: Benziner, Diesel? Oder darf es vielleicht sogar ein Elektroauto oder ein Brennstoffzellenauto sein? Auch wenn es manche nicht wahrhaben wollen: Diese Antriebstechnologie ist nun mal groß im Kommen. Und da gibt es ja noch die oft als "Brückentechnologie" bezeichnete Fraktion der Hybridmodelle. Die Wahl zwischen Handschalter und Automatik-Getriebe ist eher eine Frage des individuellen Gefühls.

Festlegen des Budgets: Dieser Schritt beeinflusst die Wahl des Fahrzeuges in der Regel maßgeblich. Abgesehen davon stellt sich die Frage, ob man lieber einen Gebrauchtwagen oder doch einen Neuwagen kaufen möchte. Ein junger Gebrauchter mit weniger als 20.000 km Laufleistung fährt sich wie ein Neuwagen, kostet aber etwa 10 bis 15 Prozent weniger. Dazu empfiehlt es sich, eine Budget-Grenze festzulegen und sich bereits Gedanken über die Finanzierung des Autokaufs zu machen: Wird der Kaufpreis für den neuen Liebling bar bezahlt oder per Überweisung, dazu gibt es die Möglichkeit von Auto-Leasing oder auch die Aufnahme eines Kredits. 

Berücksichtigen Sie auch die Folge-Kosten: Damit eine böse Überraschung nach dem Auto kaufen vermieden wird, sollte man sich unbedingt auch über die Unterhaltskosten des Wagens informieren. Dazu zählen neben den klassischen Kostentreibern wie hoher Verbrauch und Reparaturanfälligkeit des Autos vor allem die Versicherungskosten und die Kfz-Steuer. Die Versicherungskosten können bei verschiedenen Fahrzeugmodellen gigantische Unterschiede ausmachen, obwohl die Pkw bei den Anschaffungskosten und Leistungswerten ähnlich eingestuft sind. Das Internet bietet gute Vergleichsinstrumente und jede Menge Erfahrungsberichte. Diese Plattformen liefern gute Ergebnisse und bringen mehr Klarheit in die Entscheidung.

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Phase 2: Der Kaufprozess

Sondieren der Angebote: Ist die Vorstellung vom optimalen Auto gereift, geht es an die Sondierung von Angeboten. Hierfür kann man den guten alten Gang zum Händler des Vertrauens antreten, oder aber im Internet suchen. Ein Auto online kaufen ist heutzutage schließlich ein weitverbreiteter Vorgang: Hierfür stehen Plattformen zur Verfügung, die zahlreiche Auto-Inserate auflisten, die sich je nach Bedarf sortieren lassen. Unser Vorschlag: Alternativ kann man individuell ein Wunsch-Fahrzeug konfigurieren und sich danach bequem Angebote aus großen Händlernetzwerken zuschicken lassen. Ob BMW, Seat, Audi, Hyundai oder Volkswagen: ein Probelauf in einem Konfigurator-Programm lohnt sich auf alle Fälle.

Besichtigungstermin beim Neuwagen-Kauf: Nun wird es spannend. Die Besichtigung steht an! Hier macht es einen Unterschied, ob man einen Neuwagen kaufen möchte oder aber ein gebrauchtes Fahrzeug. In beiden Fällen geht man natürlich erstmal optisch mit dem (zumeist) vierrädrigen Wunschobjekt auf Tuchfühlung.

Die Optik ist jedoch nur eine Seite der ganzen Sache. Kennen Sie also keine Scheu und setzen Sie auch Ihre anderen Sinne ein. Wie fühlt sich dies und jenes an? Oder gibt es sogar auffällige Gerüche? Wenn ja, sprechen Sie den Verkäufer ruhig darauf an! Begutachten Sie die Karosserie und auch Anbauteile wie Reifen, Stoßstangen, Scheinwerfer etc. Kaufinteressenten führen sich heutzutage zumeist schon im Internet das entsprechende Gefährt vor Augen und meinen sofort zu wissen, was sie erwartet. Vieles kann dabei aber auch täuschen. Bei diesem Schritt sollte es vor allem auch um die Details gehen: Öffnen Sie Kofferraum, Heckklappe, Kofferraum, Motorhaube, Türen und sehen Sie sich danach den Innenraum an. Wichtig bei der Besichtigung: Inspizieren Sie das Fahrzeug so gut wie möglich und überlegen Sie, ob Ihnen das angebotene Gesamtpaket zusagt. Schließlich können sich auch Kleinigkeiten im späteren Alltag als störend herausstellen, denen man zu Beginn keine Beachtung schenkte. Lassen Sie sich die technische Ausstattung erläutern und gegebenenfalls auch vorführen. Nicht immer bedeutet mehr Technologie auch ein Plus an Komfort und Qualität.

Keinesfalls fehlen darf eine Probefahrt: Hier geht es darum, sich die Beschaffenheit und das Fahrgefühl vor Augen zu halten. Fahrassistenzsysteme und Bedienbarkeit der Instrumente können hierbei auf Herz und Nieren geprüft werden!

Egal ob Neuwagen oder Gebrauchtwagen: Das Wunschauto sollte ausführlich begutachtet werden.
Egal ob Neuwagen oder Gebrauchtwagen: Das Wunschauto sollte ausführlich begutachtet werden.
Foto: DEKRA/SP-X

Besichtigungstermin beim Gebrauchtwagen-Kauf: Wenn man ein Auto gebraucht kaufen möchte, funktioniert die Besichtigung nach einem ähnlichen Prinzip. Allerdings gibt es einen gravierenden Unterschied: Hier geht es primär auch darum, mögliche Mängel zu entdecken beziehungsweise auszuschließen. Unabhängig davon, ob ein Autokauf privat geplant ist oder beim Autohändler, ist eine ausführliche Kontrolle des Fahrzeuges hier nochmal deutlich wichtiger. Das beginnt mit dem Äußeren: Existieren Roststellen am Lack? Dies kann im Bereich der Kotflügel der Fall sein, weitere typische Stellen sind die Türschwellen oder die Unterseite des Autos. Tipp: Nehmen Sie zur Besichtigung eine Taschenlampe mit und leuchten Sie in versteckte Ecken des Gebrauchtwagens. So können die Gummidichtungen in Augenschein genommen werden, die Fenster oder zum Beispiel das Schiebedach. Nicht weniger wichtig ist die Inspektion des Unterbodens. Sie planen einen Cabrio-Kauf? Begutachten Sie unbedingt das Verdeck. Werfen Sie außerdem einen Blick auf jeden Karosserie-Teil und kontrollieren sie alles auf Kratzer oder andere Unebenheiten. Auch die Reifen (Profil!) sollten kontrolliert werden. Um auf Nummer sicher zu gehen, raten wir dazu, den Wagen vor dem Kauf zu einem Gutachter (DEKRA o. ä.) zu bringen und ihn dort auf Mängel untersuchen zu lassen. Das kostet eine Kleinigkeit, erspart aber später ein böses Erwachen. Abgesehen davon ist es nicht unüblich, dass diese Kosten ggf. mit dem Kaufpreis verrechnet werden.

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Papiere checken: Bei der Besichtigung geht es nicht nur darum, mit dem Wunschauto auf Tuchfühlung zu gehen. Ebenfalls sollten Kauf-Interessenten die dazugehörigen Fahrzeug-Dokumente in Augenschein nehmen. Dies ist beim Gebrauchtwagen-Kauf nochmal wichtiger als beim Neuwagen-Händler. Es gilt, wichtigen Fragen nachzugehen: Ist der Verkäufer auch als Halter eingetragen? Gibt es Nachweise für wichtige Untersuchungen wie HU und AU? Ist das Scheckheft gepflegt und liegen die Inspektionsunterlagen vor? Auch von Bedeutung: Passen die vermerkten Kilometerstände zum aktuellen Tachostand? Leider gibt es nach wie vor "schwarze Schafe", welche die Kilometerstände eines Autos manipulieren.

Abwicklung des Kaufvertrages: Sind sich die Parteien einig und möchten den Autokauf abschließen, kommt es zur Vertragsunterzeichnung. Das Dokument wird in der Regel vom Verkäufer vorgelegt, bei Neuwagen-Händlern kommen zumeist standardisierte Verträge zum Einsatz. Beim privaten Gebrauchtwagen-Deal kann ein Blanko-Kaufvertrag online im Internet heruntergeladen werden. Wie beim Auto selbst gilt die Empfehlung, den Kaufvertrag ausführlich unter die Lupe zu nehmen und erst dann zu unterschreiben, wenn mögliche Unklarheiten beseitigt wurden. Folgende Punkte sollten darüber hinaus berücksichtigt werden, um auf Nummer sicher zu gehen:

  • Der Vertrag beim Autokauf liegt in zweitfacher Ausführung vor - je ein Exemplar für Verkäufer und Käufer
  • Das Kaufdokument enthält alle wichtigen Informationen über das Auto: Marke, Modell, Fahrgestellnummer, korrekte technische Daten und den Tag der Auslieferung, Kilometerstand sowie den Umfang der Ausstattung

Abschließend werden die Kaufmodalitäten vereinbart: Leistet der Käufer Barzahlung, eine einmalige Überweisung oder wird das Fahrzeug gar per Raten abbezahlt? Bei Neuwagen kommt die Möglichkeit des Leasings hinzu, neuerdings bieten manche Autohersteller sogar an, ein Auto langfristig zu mieten anstatt zu kaufen. 

Phase 3: Auto zulassen und Dokumente

Wer einen Autokauf in Deutschland tätigt, der muss auch einige Formalien erledigen. Bevor die erste richtige Spritztour mit dem Wunschobjekt unternommen werden kann, steht für die An- oder Ummeldung des Wagens der Gang zur Zulassungsstelle des Wohnortes an. Welche Unterlagen sind nötig, um ein Auto zuzulassen? Hier die Antwort:

  • Zulassungsantrag (gibt es beim Meldeamt online per Download)
  • Personalausweis
  • Fahrzeugbrief/Zulassungsbescheinigung II
  • COC-Bescheinigung ("Certificate of Conformity")
  • Versicherungsbescheinigung (hier reicht die eVB-Nummer, gibt es telefonisch beim Anbieter)
  • Konto-Einzugsermächtigung für die Kfz-Steuer

Handelt es sich um einen Gebrauchtwagen, müssen zusätzlich noch folgende Dokumente mitgebracht werden:

  • Fahrzeugschein/Zulassungsbescheinigung I
  • Bericht der letzten Hauptuntersuchung (HU)

Sind die benötigten Dokumente für die Zulassung des Autos vollständig und vorgelegt, geht es mit folgender Prozedur weiter:

  • Der Zulassungsantrag wird unterschrieben und ein Kennzeichen zugeteilt
  • Die Zulassungsgebühr muss bezahlt werden (die Preise variieren)
  • Gegen Vorlage der Quittung werden beim entsprechenden Dienstleister die Schilder erstellt (auch hier variieren die Preise)
  • Beim Ausgabeschalter werden die gesiegelten Kennzeichen ausgehändigt
  • Zum Abschluss gibt es die Fahrzeugpapiere

Aber: Die Digitalisierung hält auch bei der Kfz-Zulassung Einzug und ab Herbst 2019 kann man ohne Einschränkungen sein Auto online zulassen! Schon jetzt können Autokäufer die internetbasierte Fahrzeugzulassung (i-Kfz) nutzen und ein Fahrzeug, egal ob Neuwagen oder gebraucht, per Internet anmelden. Dies geschieht bislang jedoch mit einer Einschränkung: Auf digitalem Weg funktioniert das nur, wenn sich der Halter und Zulassungsbezirk nicht ändern. Ab dem dritten Quartal des laufenden Jahres fällt diese Regel weg: Dann lassen sich alle Zulassungsvorgänge im Internet abwickeln – und eben auch dann, wenn sich Halter oder Adresse ändern. Beim Auto kaufen spart man sich dann auf Wunsch den Behördengang inklusive Wartezeit. 

Weitere Informationen stellt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur bereit.